Wertschätzend Klartext reden

In einer Zeit, in der Kommunikation wichtiger denn je, ist es ein Gewinn das Buch von Piroska Gavallér-Rothe zur Hand zu haben. Ihre ergänzende und weiterentwickelte Methode zur Gewaltfreien Kommunikation (s.Marshall B. Rosenberg und Schulz von Thun) hat sie mit dem Begriff „Wertschätzend Klartext Reden“ belegt. Dieser zeigt sogleich auch das Ziel ihres umfangreichen Textes, dem man die vorausgegangene intensive Auseinandersetzung mit vorhandenen Kommunikationsformen und -methoden anmerkt.
Sehr beeindruckt haben mich die Stringenz der Haltung, aus welcher die Autorin sämtliche Themen beleuchtet, als auch ihre kluge und vermittelnde Darstellungsweise. So können auch in der Gewaltfreien Kommunikation wenig geschulte LeserInnen leicht nachempfinden, welch grundlegende Veränderung des Denkens und des Sprechens die ernsthafte und intensive Auseinandersetzung mit „Wertschätzend Klartext reden“ bewirken kann. Hierfür erhält man eine fein strukturierte Rezeptur für einen alltagstauglichen Leitfaden wirklich wertschätzenden Kommunizierens. Das, was man/frau aus erlerntem, teilweise Situations-getriggertem Verhalten dem Gegenüber oft an den Kopf wirft, ist nämlich in vielen Fällen einfach eine ungenaue Behauptung. Wie genau es möglich ist, einen Satz wie „Das habe ich dir schon 1000 Mal gesagt!“ auseinanderzu-dröseln, ohne den „Faden“ zu verlieren, lässt sich sehr gut herleiten. Aber es bedarf einer Menge Übung. Dafür hat die Autorin, die auch als Referentin und in zahlreichen Vorträgen, Foren und Übungsgruppen das Credo des wertschätzenden Kommunizierens verbreitet, gute und praktikable Modelle geschaffen. Auf den „4 Stühlen“ kann Jede/r sich selbst (wieder-)erkennen. Vom Über-sich-ergehen-lassen (Ich bin schuld, ich bin falsch) über aggressive Ablehnung (Du bist Schuld, du bist falsch) hin zum Anerkennen des Selbst (Ich bin ok) und schließlich zum emphatischen „Du bist ok“ unterlegt die Autorin die Erkenntnisschleife mit Beispielen aus dem privaten sowie beruflichen Bereich. Dabei spielen sowohl Mimik, Gestik, als auch direkte Wortwahl eine Rolle. Vielen Adjektiven und Verben, die wir inflationär im Alltag verwenden, wird hier der Garaus gemacht. Dafür bekommt der Leser am Schluss übersichtliche Listen als Arbeitsmaterial geliefert. Besonders die Gefühls- und die Bedürfnisliste sollte man sich gleich mal kopieren und als Handzettel bei sich tragen. Auch sonst lohnt es sich, das Buch immer wieder aufzuschlagen und an verschiedenen Stellen zu überprüfen, wie weit die Auseinandersetzung mit der eigenen Kommunikation Früchte getragen hat. Damit ist das Buch von Piroska Gavallér-Rothe ein wahres Arbeits-Handbuch und wird von mir deshalb an dieser Stelle nicht nur für Menschen mit sozialem Berufsumfeld empfohlen, sondern explizit für den allgemeinen Gebrauch. Nur so wird es möglich Diskurse (ob im privaten Freundeskreis, auf social media, mit Kollegen oder aktuell in sehr gegensätzlichen Meinungsdebatten zum Thema Corona) mit Wertschätzung, Achtung und Respekt gegenüber der Meinung und der Person Anderer zu bewältigen.

https://www.gavaller-rothe.com/