Galerie Kunst und Eros

Sommersalon 2024

Konstanze Feindt Eissner

Fern der Stadt
von Franz Hodjak

Die Frühlingstage geben sich
wie eine Folge
von Brauttänzen,
die Störenfriede des Winters
sind abgezogen, zaghafte

Veränderungen
klingen wie leise Musik,
überall etwas, das

Auftrieb gibt, ob wir
nun Türme hochsteigen
oder hinunter oder mit dem Paragleiter
aus uns

hinausschweben. Fern
die Stadt, nah der Flug
der Trappen, vergessen

und wieder auferstanden
das Spiel als spielen,

die Leichtigkeit, mit
der die Zeit im
Immergrün
aus einem Leben

in ein anderes wächst
und alles überwuchert.

Fast könnte man meinen, Musik verleihe Flügel.
Konstanze Feindt Eißner hat für uns und den Sommersalon ein Gedicht von Franz Hodjak ausgewählt, das nicht besser zu ihren Bildern passen könnte. Auf Notenblättern erahnen wir den Brauttanz, ein Spiel mit der Leichtigkeit, wie sie der Dichter beschrieb. Ein Umschweben und Begehren, ein Umturteln und Verzehren nach Liebe auch auf den anderen Blättern. Der Künstlerin Figuren bewegen sich nicht nur in einem scheinbar magischen Feld, sie kommen auch fast gänzlich nur in schwungvollen Strichen markiert daher. Lassen unserer Phantasie freien Lauf.
Konstanze Feindt Eißner, Bildhauerin, Malerin, Zeichnerin, ausgebildet an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, erfreut uns erneut mit ihren Arbeiten hier in der Galerie. Ihre Werke bestechen durch ihre Themenvielfalt, sind im öffentlichen Raum zu finden und erhielten Preise. Aktuell schuf die Künstlerin die Bronzefigur für den Friedenspreis Dresden 2024 der posthum am 12. Mai an Alexej Nawalny vergeben wurde.
Auch für die Galerie hat sie wiederum Plastiken bereitgestellt, diese jedoch in Marmor.

Olaf Stoy

Aktstündlein

Wenn alle deine hüllen fallen
Stockt mein atmen kurz
Und es wird warm im Raum

Bist du dann nackt und bloß
Seh´ ich aufs weiße blatt
Und habe furcht vorm ersten strich

Indes du mit schulterblick posierst
Geb` ich mich suchend, vage kritzelnd
Find nach dem abbild eine erste form

Während ich deinen kurven folge
Fall` ich aus raum und zeit
bin nur noch auge, hand und stift

Indem die starre wieder von dir fällt
Komm´ ich zurück ins hier und jetzt
Verwundert wo die Zeit geblieben ist
Derweil du zurück in deine Kleider schlüpfst
weiß ich von meinem unvermögen
denn jedes bild kann nur ein scheitern sein

Um deine anmut wirklich zu beschreiben
Reichen talent und stift und farben nicht
Doch allemal sind´s die versuche wert

Dem kann ich nicht widersprechen!
Olaf Stoy hat sehr persönliche Worte gefunden für einen Vorgang, der davon erzählt, wie vorsichtiges Herantasten an einen künstlerischen Ausdruck, wie zweifelnd die künstlerische Seele, wie behend der Fluss der künstlerischen Gedanken, wie dynamisch künstlerische Entstehungsweisen sein können.
Wenn die Tuschezeichnungen mit diesen Beschreibungen gefüllt sein dürften, möchte ich die Porzellanarbeiten mit Unterglasmalerei als freche, ein wenig provokative Einblicke in die mit Humor angereicherte Künstlerseele sehen.
Olaf Stoy, eine treue Konstante in der Ausstellungs- und Verkaufsgeschichte der Galerie weckt mit seinen neuen Arbeiten wieder die Sammlerlust.
Viel muss man wohl nicht zu ihm sagen, dem Porzellankünstler, der bis 2003 an der Sächsischen Porzellanmanufaktur Dresden u.a. als Chefmodelleur tätig war.
2019 fand Olaf Stoy am Rande des Tharandter Waldes seine neue künstlerische Schaffensstätte. Den Künstler beschäftigen sehr vielfältige Themen. Sie sind von persönlichem Erleben, als auch von aktuellen Geschehnissen geprägt.
Mit seinem eingangs zitierten Gedicht beweist er erneut seine poetische Ader. Davon konnten sich in der Vergangenheit auch die Besucher seiner Lesungen überzeugen. Und wer mehr von seinen Gedichten lesen mag, dem sei sein Buch „Flüchtige Gedanken“ empfohlen, in dem er Gedichte und Texte aus den Jahren 1983-89 remixt hat.

Viktoria Graf

Viktoria Graf, die 2012 ihr Meisterschülerstudium bei Prof. Adamski an der HfBK in Dresden absolvierte und seitdem freiberuflich arbeitet, ist mit ihren Arbeiten leicht wieder zu erkennen. Sind ihre Motive augenscheinlich Lebenslust pur, offenbaren sich an manchen Stellen Brüche. Irritierungen. So auch in den blumenberankten neuen Arbeiten von ihr. Die Geschichtenerzählerin liebt das Geheimnisvolle und übersetzt es phantasievoll als „Magie des Alltags“ in ihre Malerei.
Ach, würde man die Maske doch herunterreißen können, so, wie Heinz Weißflog in seinem Gedicht:

Dein Ach, dein du
Von Heinz Weißflog

Der Atem des Schweigens
Hebt mir die Brust
Das Ach und Du deiner
Klagen beschwört die
Dämonen dein Rufen

Herzwärts der Frühling
Fährt durch mich als
Goldenes Schwert
Zerteilt mir die Zeit
„Die Liebe“ sagtest du
„Heilt alle Wunden“
Das Blühen der Blumen
Gibt der Welt ihren Namen
Das Paradies

In dir aber wütet die Hölle
Suche dein Ach in den
Schwarzen Bolgen
Und bring es ans Licht mit
Worten und hellen Farben!
Dein Du mit dem dornigen
Schmuck von Rosen im Haar.

Maximilian Hagstotz

Sonnenlicht – Fluss aus Gold
Von Maximilian Hagstotz

Verborgene Sorgen, vergessener Schmerz
In diesem Moment so schwer wie Erz.

Die Last des Alltags schwindet
Wenn Sonnenlicht mich findet.

Die Sonne scheint von Ferne,
Vertreibt Dunkelheit mit Wärme.

Ein Gefühl, das die Seele berührt.
Warmes Licht den Körper verführt.

Von Kopf bis Fuß ein Fluss aus Gold,
Dem Sonnenschein bin ich gefolgt.

Mit seiner Schau „Balanceakt“ ist Maximilian Hagstotz präsent: im neu erworbenen und gestalteten Galerieraum gegenüber.
Maximilian Hagstotz propagiert und praktiziert den Minimalismus.
Seine Selbstbefragung hat das ergeben.
Folge ich seinen selbstgewählten Worten in Versform, ergibt sich daraus für mich der maximilianische selbstoptimierte Freigeist.
Yoga statt Boxen, Alltagshelfer statt Lagerhaltung. Bewusstheit fürs Innen und fürs Außen, Nutzung von Ressourcen zur Schonung von Umwelt, Nerven und Zeit.
Das gilt jedoch nicht für seine Kunst!
Diese soll Denkanstoß und Kommunikationsmittel sein.
Seinen Werken sieht man den Minimalismus kaum an, wenn sich dieser auf die Größe seiner Arbeiten bezieht. Ansonsten: Torsi, Körperteile – Leerräume, die unser Auge ergänzt.
Doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Dies erklärt er auf seiner Internetseite und bestimmt auch Ihnen, wenn Sie mit ihm ins Gespräch kommen.
Der junge Künstler wurde in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen ausgebildet, war Anatomie-Schüler von Sandor Doro, Student der Theaterplastik bei Ulrich Eißner und bis 2017 Meisterschüler der Plastik bei Jörg Danielczyk. Seitdem arbeitet er als Künstler und Plastiker in der Künstlerabteilung der Porzellanmanufaktur Meißen.

Ums Existentielle dreht es sich ebenfalls bei

Leo Lessig

 

Wovon es handelt…
Von Matthias Zwarg

Es handelt vom Finden
Nicht vom Suchen
Es handelt vom Brot
Nicht vom Kuchen
Es handelt vom Aufstehen
Nicht vom Fallen
Es handelt von einem
Und von allen
Es handelt vom Leben
Und nicht vom Sterben
Es handelt vom Schenken
Nicht vom Erben
Es handelt vom Dienen
Und nicht vom Herrschen
Es handelt vom Stolpern
Und nicht von Märschen
Es handelt von Räumen
Es handelt von Träumen
Von Farbe und Licht
Von Mauern und Zäunen
Handelt es nicht
Es handelt von Weinen
Und nicht vom Grinsen
Handelt vom Verbergen
Und nicht von den Zinsen
Es handelt vom Verzeihn
Und nicht von der Schuld
Es handelt von Zeit
Und von der Ungeduld
Es handelt vom Leben
Nicht von der Kunst
Es handelt nicht von den anderen
Es handelt von uns.

Leo Lessig, ein Zaungast fast – denn seine lebensfrohen, farbigen Pastellarbeiten wurden bereits beim letzten Salon der Galeristin glatt aus der Hand gerissen.
Die schönen Musen: Musik, Natur und das Weib stehen im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Aber auch das Flüchtige: Genuss und Vergänglichkeit. Seine Kunst macht das Erlebte zur Erinnerung. Davon kann man zehren.
Leo Lessig kam über die Lehre des Schrift- und Plakatmalers und einem Studium der Kunsterziehung zu seiner Kunst. Er gründete 2005 die Leo-Lessig-KUNST-Stiftung und ist seit 1990 Mitglied des Chemnitzer und des Sächsischen Künstlerbundes. Seine Arbeiten sind sowohl in Ausstellungen als auch im öffentlichen Raum zu finden.

Wer anders könnte folgendes Zitat auserwählt haben, als

Nadine Wölk
Die Farbe Blau
Von Hans Munch

Wenn alles Blau der Welt verblasste, und Meer und Himmel farblos blieben, wo fänd dein Sehnen Zuflucht noch und wo dein Träumen süße Tiefen?

Ins Blaue hat sich Nadine Wölk verliebt.
Nach ihrer sehr erfolgreichen Einzelausstellung hier im letzten Jahr zeigt sie erneut diese sensationellen Arbeiten in Blau. Ihre mit Kugelschreiber verfassten Werke halten Momente der Flüchtigkeit fest. Dabei nehmen sie unheimlich viel Zeit in Anspruch. Wir tauchen ein und sogleich wieder auf, denn das nahe Betrachten versetzt ins Erstaunen.
Ihre Arbeitsweise: Fotografische Vorlagen werden zu Merkzetteln. Ausschnitte ergänzt das visuelle Gedächtnis. Authentizität, Nähe und Bezug auf die eigene Generation sind der Künstlerin wichtig.
Gelernt und erarbeitet hat sie sich ihr Können bei einem Graphikdesignstudium in München und danach beim Studium der Malerei und Graphik an der HfBK in Dresden, bei Martin Honert.
Nadine Wölk, freischaffend und doch als Kunstvermittlerin tätig, ist in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Sie ist außerdem Mitbegründerin des Projektes „FREIRAUM 05 ‒ Raum für junge Kunst“ in Dresden.

Juan Miguel Restrepo

zeigt anlässlich des diesjährigen Jubiläums Caspar David Friedrich seine Serie Nymphenbad – zu bewundern war/ist bereits ein Bild davon auf dem Plakat für den Sommersalon. Nicht nur allein das Thema – Romantik -, sondern auch die Malweise des Künstlers, die von den Alten Meistern inspiriert ist, sind prädestiniert dieses Jubiläum zu begleiten.
Öl auf Leinwand: Phantasie, gepaart mit Eros, bzw. Apollo.
Den Künstler, der seit einem Jahr in Wien lebt, holt Janett Noack gern mit seinen Arbeiten nach Dresden zurück.

Caspar David Friedrich

Jedes echte Kunstwerk wird in geweihter Stunde empfangen und in glücklicher geboren, oft dem Künstler unbewusst aus innerem Drange des Herzens.

 

Solvig Frey
24. Mai 2024

www.kunstunderos.de