Galerie Kunst und Eros

„Erotischer Advent“

Während wir fast unmerklich in die vierte Jahreszeit gerutscht sind, entdecken wir an uns auch wieder dieses Bedürfnis nach Geborgenheit, Wärme und Licht. Zeitig wird es dunkel, kühler die Tage und die Nächte erst recht. Wie schön, dass es die Möglichkeit gibt all das Erwähnte zu finden. Wenn Sie jetzt an Konsumtempel und Winterhütten auf dem schon bald eröffnenden Weihnachtsmarkt denken…weit gefehlt! Die Möglichkeit sich selbst ein Licht zu spenden in grauen, kalten Tagen, ist ganz nah.
Sie brauchen dafür nur eine Matte, ein wenig Ruhe und Konzentration. Nach innen. Vielleicht haben Sie die schnell gefunden. Wenn es etwas länger dauert (Achtung: Werbung!), schauen Sie mal ganz intensiv auf die wunderbaren Aktzeichnungen von Maximilian Hagstotz.
Als Plastiker in der Künstlerabteilung der Porzellanmanufaktur in Meißen entwickelt er mit seinen Künstlerkollegen und -kolleginnen neue, zeitgemäße Figuren. Beim intensiven Studium der Malerei und der anschließenden Ausbildung in der Meisterklasse von Chefplastiker Jörg Danielczyk formte der junge Künstler seine Begabung und vervollkommnete seine handwerklichen Fertigkeiten in Malerei und Plastik. Dass wir hier diese wunderbaren, sensibel mit Buntstift gezeichneten Aktstudien von Frauen und Männern (!) sehen (und erwerben) dürfen, verdanken wir seinem Fleiß und seinem künstlerischen Ehrgeiz. Das I-Tüpfelchen seiner Arbeiten wird von Phantasie gekrönt: Leerstellen, die imaginieren. Sie heben das Besondere mit Blattgold ins Licht. Und da haben wir es ja schon: das Licht. Auf der Yogamatte können Sie (mit viel Leichtigkeit) die von Maximilian Hagstotz gezeichneten Yogahaltungen praktizieren um Ihrem inneren Licht zum Leuchten verhelfen. Und dabei ganz tief ein- und ausatmen. Vielleicht singen Sie ein Mantra dabei?

Mit Porzellan geht es weiter. Ebenfalls durch die Schule der Porzellanmanufaktur Meißen gegangen ist die Künstlerin Sylvia Klöde. Danach schloss sie ein Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden ab und ist seitdem freischaffend tätig. Ihre frechen, selbstbewussten Frauentorsi verrrenken sich die Köpfe. Sie wollen gesehen und erkannt werden. Und das tun sie allesamt. Dazu trägt nicht nur ihre Gestaltung und die an den richtigen Stellen platzierte Farbe bei.
Porzellan und Steingut verweisen dazu noch auf Vielfalt und Schönheit und setzen punktuelle Glanzlichter. Mit ihren Arbeiten konnte bzw. kann die Künstlerin national und international in Ausstellungen und Sammlungen glänzen. Ergänzt werden die mitgebrachten Arbeiten durch Porzellanschmuck. Neben Kleindarstellungen der erwähnten Frauentorsi finden sich auch Tiere auf den Anhängern.

Halb so tierisch geht es weiter. Wenn man ein klapperndes Tierskelett und eine wackelige Adlerskulptur noch als tierisch bezeichnen kann. Dem ebenfalls in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste bei Professor Bömmel ausgebildeten Künstler Chris Loehmann begegnen wir wieder. Denn erst vor kurzem erlebten wir hier eine Gemeinschaftsausstellung von ihm mit dem Porzellankünstler Olaf Stoy. Seinen Graphitzeichnungen merkt man die künstlerische Herkunft an, die sich im Bereich der Streetart ansiedelt. Vielleicht ist es auch eine Art Seelenverwandtschaft. Genau weiß das nur der Künstler selbst zu sagen. Auf jeden Fall verschmelzen in seinen Arbeiten reale Schauplätze mit rätselhaften Szenerien. Nackte Tatsachen finden auch hier eher in der Phantasie statt. Nur so viel vielleicht: Die gesichtslosen Dornröschen, gleich 3 an der Zahl, wollen erweckt werden.

gesichtslos sein
wünschtest du
darum sind wir hier
my dear
nicht allein
und nicht zu drei’n
wir sind vier

oder mehr?

wo führt es hin
wenn wir so viele sind
findest du’s reizend
findest du’s nett
wieviel ist anders
im großen bett

ich sag es dir
doch du hörst mich nicht
weil der schall meiner worte
an der wand
der leiber bricht

denken und werten
sind hier einerlei
du und ich
my dear:
wir sind mit dabei

Weitere gute Bekannte hat die Galeristin Janett Noack zu sich eingeladen. Wer, wenn nicht Gudrun Trendafilov und Juan Miguel Restrepo Valdes können uns mit ihrer Kunst so eindrücklich ein Gefühl von Wärme schenken.

Von Gudrun Trendafilov finden wir Malerei, Grafik und Mischtechnik in ihrem unverwechselbarem Stil. Nähe und Sehnsucht, Verführung und stille Hingabe. Ihre Blätter offenbaren sich nie ganz. Sie behalten ein Geheimnis für sich. Ganz gleich, was es sein kann. Jeder von uns wird ein anderes darin entdecken.
Dies macht ihre Kunst so wunderbar sinnlich und zeitlos.
Was mehr sollte über diese Künstlerin zu sagen sein, als dass sie das künstlerische Bild dieser Stadt entscheidend mit geprägt hat. Seit vielen Jahren ist sie – nach ihrem Studium bei Prof.Kettner an der Hochschule für Bildende Künste Dresden – freischaffend tätig und seitdem auch in zahlreichen Ausstellungen vertreten.

Der in Kolumbien geborene und aufgewachsene Juan Miguel Restrepo Valdes ist uns ebenso kein Unbekannter mehr. Seitdem er seine farbigen Phantasiewelten der Kunstwelt vorgestellt hat, reißt die Nachfrage nach den Traumbildern nicht ab. Der Künstler, der seit kurzem in Wien lebt, lässt sich in seiner Malweise stark von den Alten Meistern inspirieren. Das merkt man erneut seinen Portraits und dem Interieur der hier gezeigten Gemälde an. In vielen seinen Arbeiten verbindet er außerdem sehr gekonnt seine Studien der Architektur mit denen der Malerei und Kunstgeschichte und erschafft Welten für die Sinne.

 

Erinnerst du dich, welches Kleid ich trug,
Erinnerst du mein Gesicht?
Weißt du noch die Farbe auf meinem Mund –
Die Welt ist zu schön nur für mich.

Erinnerst du dich an den schwarzen Jeep,
Erinnerst du dich an den Wein?
Erinnerst du all diese Dinge der Welt –
Ich würd gern zurück in ihr sein.

Erinnerst du noch diese Blumen an mir
Erinnerst du dich an mein Haar?
Erinnerst du dich, wie wir tanzten dafür –
Die Welt schien uns einzig und wahr.

Ich will nicht erinnern das Kleid, das ich trug,
Ich will nicht erinnern den Wein.
Ich will nicht erinnern die Dinge, die wir schwor‘n
So schmerzhaft lieb ich dich allein.

Willst du erinnern?
Willst du mich hörn?
Willst du erinnern?

Was fehlt uns noch von den eingangs erwähnten Bedürfnissen? Richtig: Geborgenheit. Die finden wir natürlich zuallererst bei unseren Lieblingsmenschen.
Doch heute und hier geht es um die Kunst.

Rita Geißlers Arbeiten waren bereits im Frühjahrssalon mit dabei und erfreuten sich ob ihrer Zartheit und zurückhaltenden Eleganz großer Beliebtheit. Ihre reduzierten Akte stellt sie als Grafiken der Galeristin zur Verfügung.
Geboren in Dresden, aufgewachsen in Moskau und Diplomantin bei Prof.Kettner, lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in Dresden. Mehrere Stipendien führten sie u.a. nach Schweden und in die USA.
Sie kann auf zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen verweisen.

Leo Lessig macht blau. Natürlich nur malerisch. Mit Pastellkreide zeichnete er sehr verdichtete „Träume in Blau“, die man nun hier in der Galerie bewundern und natürlich erwerben kann.
Als Mitglied verschiedener Künstlerbünde blickt er auf eine lange Ausstellungsgeschichte zurück.
Studienreisen führten ihn in alle Welt, was man seinen phantasievollen farbigen Arbeiten ansieht, denn sie atmen Heimisches und Fremdes zugleich.
Der Ausstellung zum „Erotischen Advent“ hat er Aktzeichnungen gewidmet, die die Weiblichkeit preisen und sich im Rund der ausstellenden Künstler in ganz eigener Weise Aufmerksamkeit verschaffen.

Die Schau ergänzen Arbeiten weiterer Künstler:
Keramische Arbeiten von Manuela Neumann, Malerin und Bildhauerin aus Dresden –  uns mittlerweile eine gute „alte Bekannte“.  Und noch eine Bildhauerin: Rita
Goldschmidt mit ihren handbemalten Figuren.  aus Meißen stammend, hat sie ihr Handwerk autodidaktisch erlernt. hre Arbeiten werden hier erstmalig gezeigt.
Und ja, es gibt immer noch ein „Schmankerl“, das in den Tiefen der (Künstler-)Ebenen oder eher Künstlerschränken gefunden wurde: die beliebten kleinen Grafiken und Zeichnungen des im Jahre 2015 verstorbenen Künstlers Horst Hille.

Leider ist es nicht gelungen – heute, wie gewünscht – den zweiten Galerieraum gegenüber heute zu eröffnen. Lieferschwierigkeiten machen auch vor der Kunst nicht halt…Wir freuen uns also jetzt schon auf mehr Platz und noch mehr Kunst demnächst.

Und weil zwar in genau einem Monat Weihnachten sein wird, möchten wir trotzdem nicht mit einem Weihnachtslied schließen.

Das Sich-in-Sicherheit-wähnen
beginnt dich zu lähmen
etwas ist, das dich bedrückt
doch ein Augenblick, der rückt
dir das Wesentliche zurück
ins Helle

woher wir kommen
wohin wir gehen
wir können nicht nur
schwarze Löcher sehen
wenn ich frier
seh ich in dir
das Licht
das ich brauch
um zu leben.

Im Moment scheint alles grau
das Eis schmerzt
auf meiner Haut
dein Mut aber macht
dass ich voll Wärme erwach
und tau auf

mit all meinen Sinnen
beginne zu singen
ganz laut und ich bin
von der Welt
ein Kind

Solvig Frey
24.November 2023

www.kunstunderos.de