Galerie parablau

„spirit of color“ – Bettina Fuchs, 12. Januar 2024
Galerie parablau/Blaue Fabrik Dresden, Eisenbahnstraße 1

#Bilderspaziergang

Zwischen überbordernder Farbigkeit und klassischem SchwarzWeiß, zwischen Expressivität und Zurückhaltung, zwischen Kraft und Schutzbedürfnis bewegen sich die Arbeiten von Bettina Fuchs.
Begleiten Sie mich ein Stück auf dem Bilderspaziergang der Künstlerin: Figürliche, räumliche und abstrakte Gemälde verlangen nach unserer Aufmerksamkeit.
Während wir unter veränderten Blickwinkeln die farbige Intensität und das Leuchten in den abstrakten Bildern einfangen können, gelingt es den zurückhaltenden Akten auf andere Weise unseren Blick zu fesseln.
Bei vielen Arbeiten spielt die Vorliebe der Künstlerin für Gold und Neonfarben eine Rolle. Andere leben von Symbolhaftem. Und den intensiven Blicken der „Dame in Blau“ kann sich wohl niemand entziehen.
Den Geist des sonnenverwöhnten Südens atmen die Bilder vom Meer. Und schließlich begegnen wir noch der wiederkehrenden Verwendung eines Motivs: des Absperrbandes. Was das Band assoziert, wird besonders in dem 2021 entstandenen Gemälde „Der Sog“ deutlich.
Mit dem Wissen um die Ausnahmesituation der letzten Jahre bekommt dieses Motiv noch einmal eine ganz eigene Bedeutung.
Um das Handgelenk (beim Akt) gewickelt, lässt sich am ehesten die Schutzbedürftigkeit des Menschen in einem besonderen Kontext erspüren.
In anderen Bildern erscheint es als versteckter Hinweis. Ab-und Ausgrenzung signalisieren, wo rot-weiße Bänder auftauchen.
Für mich sind sie jene Schlüsselmomente, als die ich auch
die kleineren Notizbilder, wie ich sie nennen will, sehe. Standpunkt, Fragezeichen, Schloss und Pinsel hinterfragen, aber unterstreichen auch die Intension des Ausdrucksbedürfnisses mittels Malerei.
Während Bettina Fuchs bei den Dresdner Künstlerinnen Kerstin Quandt und Peggy Berger die Anwendung von Maltechniken erlernte, entwickelte sie einen eigenen Stil, der ihrem Empfinden und gleichzeitig ihrem geschulten Blick für Farben und Formen entspringt.
Dabei arbeitet sie mit Acryl und Öl und wahlweise in Mischtechnik.
Die Künstlerin, die sich 2014 der Arbeit an der Leinwand zuwandte, ist beruflich als Planungsingenieurin tätig.
Von jeher implizieren Räume für sie Gestaltungsmöglich-keiten. Was sicher nicht unwesentlich daran liegt, dass sie in der Gartenstadt Hellerau aufwuchs. Sehr eng ist sie daher auch mit Geschichte und Wirken der Hellerauer Werkstätten verbunden.
Im beruflichen Kontext ist sie beteiligt am Bau von Brücken.
Mit ihren Bildern möchte sie ebenfalls Brücken schlagen: zwischen dem Erzeugen von Emotionen und dem Vermitteln von Spannungsbögen und Räumen.
Durch ihr ausgeprägtes Interesse für Architektur entstand die Idee des „Bilderspaziergangs“. Ihre gemalten Arbeiten im Gepäck suchte sie nach Plätzen, Orten und Gebäuden, die zum Teil unzugänglich für Publikum sind, wie z.Bsp. das Wasserwerk in Coschütz.
Auf ihren Fotoleinwänden erscheinen nun also gemalte Werke von ihr in einem ganz neuen Kontext. Bei der Platzierung ihrer Gemälde in Gebäuden sind ihr neben dem Schaffen eines neuen Blickwinkels Symmetrie und das Herstellen eines Spannungsrahmens am wichtigsten.
Ihre Aufnahmen im Dresdner Klassiker Handel erreichen außerdem mittels fotografischen Anschnitts einen spannenden Bildaufbau. Sehr treffend korrespondieren dabei u.a. sowohl ihr „Mädchen in Pink“ als auch die in fotografischer Nähe gemalte, nostalgisch anmutende Tankstelle mit den knalligen Farben der zum Verkauf stehenden klassischen Automobile.
Bei all den Fotoinstallationen entsteht überdies der Eindruck eines Bildes im Bild, also eines Gesamtmalkunst-werkes.
Als Geschenk kann man diesen Bilderspaziergang ohnehin betrachten, erhält man doch einzigartige Einblicke nicht nur in eine reelle, doch teils unbekannte, sondern auch in die Gedankenwelt der Künstlerin.
So erzählte sie mir bei meinem Besuch in ihrem Atelier, das sich im Dachgeschoss ihres Hauses befindet, dass sie unheimliche Freude am Kontrast hat,z.Bsp. Weiblichkeit versus symbolhafter Männlichkeit.

Dies ist die erste Einzelausstellung von Bettina Fuchs.
In weiteren Ausstellungen war sie bereits mit Werken vertreten, so u.a. im Uniklinikum Dresden und in der Kunstinitiative „Georado“ in Dorfhain. Arbeiten von ihr hängen außerdem in einem Züricher Hotel und einem Dresdner Friseursalon.
Gespannt sind wir auf neue Bilder und malerische Ideen, die sie sicher auch in den sozialen Medien, denen sie seit geraumer Zeit einigen Raum widmet, präsentieren wird.
Von sich sagt die Künstlerin, dass es ihr inzwischen immer leichter fällt, alte Dinge zu verwerfen oder komplett loszulassen. Die Leinwände könnten also, so wie hier gezeigt, bald in andere Farbe getaucht oder mit anderem Inhalt zu sehen sein.

Ich bin dankbar von ihr die Möglichkeit für sehr persönliche Einblicke in ihre künstlerische Arbeit erhalten zu haben. Dies ist eine andere Ebene neben der freundschaftlichen, die uns seit über 25 Jahren miteinander verbindet.
Und ich spreche sicher nicht nur in meinem Namen, wenn ich Bettina viel Erfolg und Aufmerksamkeit für ihre Bilder und diese Ausstellung wünsche.

Solvig Frey
12.Januar 2024

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