Museum aktfotoARTdresden

4.Exposition „Aktfotokunst heute“ Museum aktfotoARTdresden
5.August 2023

Die letzte Ausstellungseröffnung liegt 2 Jahre zurück. Um genau zu sein: sie war im Oktober 2021. Die Regeln von damals sind für uns bereits in weite Ferne gerückt. Sie waren für die Einen überlebensnotwendig, für die Anderen fragwürdig. Doch gemeinsam war uns doch Allen: die Zeit so gut wie möglich zu überstehen.
Die Kulturbranche hat sie nicht gut überstanden.
Das erst 2019 eröffnete Museum verbuchte – wie viele andere Einrichtungen – einen enormen Besuchereinbruch. Auch der Bekanntheitsgrad sank mit beschränkten Öffnungsregelungen stetig.
Nun wollen wir mit der 4. Ausstellungseröffnung im Rahmen des Museums wieder auf uns aufmerksam machen. Und ich sage bewusst „uns“.
Im Mai diesen Jahres hat sich der Freundeskreis Museum Aktfotokunst Dresden e.V. gegründet. Er hat sich zur Aufgabe gemacht den Begründer und Betreiber des Museums Volkmar Fritzsche zu unterstützen, Aktfotokunst zu fördern und hier in Dresden weiterhin zu etablieren. Über Interessenten für den Verein, dessen Vorsitz ich begleite, freuen wir uns und Sie können gern auf mich zukommen.

Nun zurück zur Eröffnung.
Zwölf ganz unterschiedliche Positionen von Aktfotokunst erwarten Sie in der Ausstellung. Wie gewohnt hat jeder Fotokünstler die Möglichkeit sich mit 6 Fotos gleichen Formats zu präsentieren.
Wir heißen dabei bekannte, wiederholt ausstellende Künstler herzlich willkommen. Doch ganz besonders möchten wir die hier neu Ausstellenden begrüßen.

Beginnen möchte ich chronologisch mit der jüngsten Fotografin, Jahrgang 1997, und ich behaupte auch der jüngsten seit Ausstellungstätigkeit.
Zoe Haufler, Stundentin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, Fachbereich Fotografie. Ihre rechts vom Eingang hängenden Arbeiten habe ich 2022 zur Jahresausstellung der Burg in Halle gesehen. Ihre Präsentation, die dort auf einem unter Glas zu betrachtenden „Lagenprinzip“ beruhte, kann hier leider nicht so gezeigt werden. Die getroffene Auswahl jedoch lässt die sehr intensive persönliche Arbeit mit dem Modell erahnen. Wie weit gehen wir, wenn wir einander „Freund“ sind…? Ihr lyrisches Statement steht dabei für sich. Selbst meint sie, es sei ihr Abschiedslied an den Akt, mit dem sie viele Jahre gearbeitet hat. Aber man kann ja nie wissen…
Zur Zeit jedenfalls ist sie in der Zeitbasierten Kunst zu Hause und arbeitet am Thema der Verortung und ist an Irritationsflächen interessiert.

Links vom Eingang begegnen wir einer Interaktion mit Kunst. Alexander Groenewege aus den Niederlanden ist Industriedesigner. Es verwundert deshalb nicht, dass er Akt mit Design und Kunst verbindet. Die performativ entstandenen Fotos zeugen von einer Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, der auf diese Weise Teil der Gestaltung wird und Kunst seinerseits interpretiert.

Im Uhrzeigersinn den ersten Raum begehend, finden wir eine weitere Interaktion. Tobias Schreiter, Fotograf aus Leipzig, fiel mir durch eines seiner Modelle auf der Socialmediaplattform Instagram auf. Seine Arbeiten sind experimentell und einfallsreich. Durch die Zusammenarbeit mit seinem Modell erhalten sie zusätzlich einen anderen Blickwinkel.
Tobias Schreiter, erstmalig hier in der Ausstellung vertreten, arbeitet gern minimalistisch mit Mensch und Objekt. Seine phantasiereiche Inszenierung von bzw. mit Beidem wird durch die getroffene Auswahl in klassischem Schwarz/Weiß beleuchtet.

Donald Burghardt, wie Alexander Groenewege aus Delft in den Niederlanden stammend, ist mit Arbeiten das zweite Mal in der Ausstellung vertreten.
Zu sehen sind neben situativen Aufnahmen ein Tryptichon, das ein flüchtiges Sehen hinter bzw. vor einem Sichtrollo inszeniert und damit mediale Sehgewohnheiten auf die Darstellung nackter Körper thematisiert und zur Diskussion stellen will.

Katja Heinemann, in Leipzig lebend, ist seit ihrem Studium in Merseburg und Leipzig als Fotografin tätig. Gleichzeitig begreift sie ihre Arbeit als „Bildungsauftrag“. In ihrer Auswahl präsentiert sie Körper als Formen, die ineinander fallen, miteinander verbunden/verwoben sind. Sie stellt die Vielfältigkeit menschlicher Körper/formen in farbigen Abzügen denen in bewusst monochrom gehaltenen gegenüber.

Der Rundgang im Eingangsraum endet mit dem uns bereits bekannten, freischaffenden Fotografen Norman P.Krauß aus Rheinland-Pfalz. Seine Akte sind wiederum ausgefallene, eigenwillige, dabei aktive Darstellungen weiblicher Körper. Das Inszenieren entspringt dabei seinem künstlerischen Interesse für Fotografie, gepaart mit Musik, Film und Literatur. Diesen atmosphärischen Hauch des künstlerischen Kusses vermeint man auch beim Betrachten seiner Arbeiten zu verspüren.

Unseren Rundgang fortsetzend, treffen wir gleich links auf eine „alte“ Bekannte: Henriette von Gasteren aus den Niederlanden. Ein neues, sehr brisantes Projekt führt sie in ihrer Auswahl ein. Sie beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Thema sexueller Missbrauch und dessen Strafverfolgung. Dafür nimmt sie in Eigeninszenierungen fotografische Stellungen ein, die betroffen machen. Ich kann in dem Zusammenhang ihre neue Medienseite „Silent Scream“ empfehlen, auf der man tiefere Einblicke in diese Arbeit gewinnt.

Links vom Eingang zum Kabinett vereint der Fotokünstler Matthias Naumann aus Dresden Paare in stiller, beobachtender oder aktiver Präsenz. Immer treten seine Protagonisten jedoch miteinander in Beziehung. Sei es im Raum, der damit zur Kulisse mutiert oder sei es im Freien, in naher Korrespondenz mit der Natur. Matthias Naumanns Arbeiten sind hier erstmals zu sehen. Seine Bilder jedoch wurden schon in vielen anderen Ausstellungen gezeigt.

Im Kabinett sind 3 fotografische Positionen zu sehen.
Auf der rechten Seite springen uns regelrecht die Tänzerinnen von Georg Knobloch, Analogfotograf (wie er sich selbst nennt) aus Dresden und zum 2.Mal in der Ausstellung vertreten, an.
Die fotografische Ästhetik erinnert an die Tanzportraits von Gret Paluccas vor ca.100 Jahren, entsteht jedoch durch das Einfrieren des Blitzes im Studio.
Diesen Bildern entgegen stehen die mit Infrarottechnik gefertigten Fotos in der felsigen Gegend Nordböhmens.

Auch das 2.Mal dabei ist Joachim Kunkel aus Neustadt an der Weinstraße. Der fotografiebegeisterte und langjährig fotografieerfahrene Künstler bezeichnet seinen Arbeitsstil als „eruptiv“. Die Bilder kommen langsam, aber heftig. In ihrer Entstehung. Das Element Feuer spielt wohl deshalb dieses Mal ein Rolle? Aber das können Sie ihn selber fragen, denn der Künstler ist heute anwesend.
Gleichzeitig ist der Ausdruck gelassener Eleganz äußerst variantenreich umgesetzt.

Zu der von mir ausgewählten Serie „Nackte Kunstbetrachtung“ möchte ich ergänzend sagen, dass es sich bei den für die Aufnahmen ausgewählten Ausstellungen des Fotoforums für Zeitgenössische Fotografie sowie der Galerie Parablau um Werke von Katarzina Mazur, Sebastian Vorein sowie Shinichi Ichikawa handelt.
Wichtig in dieser Serie ist mir das In-Beziehung-treten von Mensch und Kunst. Ein fotografisches und gleichzeitig soziales Experiment.

Verlassen wir das Kabinett, sehen wir zu unserer linken Seite eine letzte Bildserie. Es ist die Auswahl von Anna Försterling – neu in unserer Ausstellung, doch nicht in der medialen Präsenz. Die in Dresden lebende, 1995 geborene, ausgebildete Fotografin arbeitet ausschließlich mit Film.
Ihr Credo: „Nicht nur die Augen sind das Tor zur Seele, sondern auch die Haut offenbart einen einzigartigen Charakter.“ bedeutet für sie ganz offensichtlich eine tief greifende Beschäftigung mit dem künstlerischen Medium der Aktfotogafie. In dem Sinne hat sie sich für Hautportraits entschieden.

Kommen wir zum letzten und – na ich will behaupten – intimsten Raum, ist es doch der Arbeits-und Wirkungskreis von Volkmar Fritzsche, Betreiber, Begründer des Museums und Fotokünstler.
Vielleicht konnte man bei der einen oder anderen Arbeit, die ich gerade erwähnte, den Einfluss der letzten 3 Jahre spüren: Eine andere oder zurückgenommene Arbeitsweise, veränderte oder minimalistische Sujets.
Kaum zu glauben, aber bei Volkmar Fritzsche haben die coronabedingten Museumsschließzeiten eine enorme künstlerische Produktivität ausgelöst.
Wir sehen uns konfrontiert mit einer Vielzahl digital bearbeiteter Fotos aus seinem Fundus. Über viele Jahre hinweg hat er Modelle fotografiert und konnte nun aus dem Vollen schöpfen. Seine Szenografien, wie er sie nennt, ergänzt durch die Titelgebung, zeugen von Ideen-und Einfallsreichtum sowie einer professionellen Beherrschung digitaler Bildbearbeitung.

Solvig Frey
5.8.2023

www.kunstkeller-dresden.de