Rückblick zu Kontrapunkt.e 12. Mai 2023, Galerie Parablau in der Blauen Fabrik

Es gibt mehrere Gründe einen so deutungsreichen Ausstellungstitel wie „Kontrapunkt.e“ zu wählen.
Der Begriff Kontrapunkt leitet sich eigentlich aus der Musik ab. Einer Melodie wird ein weitere Stimme zugeordnet.
Die Stimmen verhalten sich gegenläufig und sind doch durch einen Rahmen harmonisch miteinander verbunden.

Wir eröffnen unsere Ausstellung sowohl mit Musik, als auch mit Tanz – eine gängige Paarung. Musik und Tanz – zwei Ausdrucksformen, die sich miteinander verbinden. Die Musik dient dem Tanz und umgekehrt unterstreicht die tänzerische Form das Gehörte. Soweit bekannt.
Doch sicher einmalig ist der Fakt, dass alle an der Ausstellung Beteiligten diese auch selbst eröffnen.
Unterschiedliche künstlerische Betätigungen treffen hier aufeinander. Und damit hätten wir schon einmal den Rahmen für unsere Kontrapunkte geschaffen.

Gern möchte ich zunächst einige Worte zur Tänzerin und Malerin Anna Ameno sagen.
Der Tanz prägt das Leben der Künstlerin seit Kindesalter. Wenn er dennoch nicht zum Beruf geworden ist, so ist es zumindest eine Berufung, der Anna Ameno nachgeht. Tanzworkshops als Lehrende, Performances und Tanzprogramme als Ausführende, tänzerische Begleitungen auf Ausstellungen sind nur einige ihrer Aktivitäten. Bewegung und die Beschäftigung mit Fitness- und Gesundheitsthemen sind ihr daneben wichtig.
Als gelernte Porzellanmalerin hat sie zudem früh ihre malerische Begabung ausleben und reifen lassen können. Bis Anfang der 90er Jahre arbeitete sie in der Vorführ-werkstatt der Porzellanmanufaktur Meißen.
Doch erst in den letzten 3 Jahren griff sie wieder aktiv zu den Malwerkzeugen und schuf Kunst für die Sinne: Bilder, die Herz und Seele erreichten – in einer Zeit, der so manche menschliche Verbindung nicht standhielt, in der Wärme und Nähe unerreichbar waren oder gar fehlten. So füllten sich Leinwände und Blätter mit überbordender Farbpracht.
Mohnblumen, Lilien, Stillleben setzte sie Portraits in etwas exotischer Anmutung und Körper in zarter Abstraktheit entgegen. Eben auch Kontrapunkte.
Und ich verrate nicht zu viel, wenn ich behaupte, dass die Frauenbildnisse im zweiten Raum – nicht nur durch die Farbgebung – etwas Schwebendes und gleichzeitig Geerdetes ausstrahlen.
Sie schlagen in der ganzen Fülle ihrer Weiblichkeit gekonnt die Brücke zu Matthias Baumgarts Skulpturen.

Matthias Baumgart ist Künstler durch und durch. Neben der Musik, die ihn früh eingefangen hat, war er viele Jahre als Tausendsassa der Kultur- und Veranstaltungsbranche unterwegs. Er beherrscht mehrere Instrumente, von den wir heute Kostproben hören. Daneben hat er über die Metallkunst seine Berufung in der Bildhauerei gefunden.
Seit mehr als 13 Jahren ist er ausschließlich künstlerisch tätig. Er nutzt jede Gegeben- und Gelegenheit zu schnitzen, zu sägen, zu behauen, zu schleifen. Der Sandstein ist zu schwer für ein seit einiger Zeit fehlendes Atelier geworden. Nun hat ihn die Holzleidenschaft gepackt.
Wir begegnen im zweiten Raum Torsi, die der Phantasie freien Lauf lassen. Groß und mächtig, glänzend oder matt stehen sie lichtnah und lockend zwischen den Körperbildern. Sie strahlen – wie seine Musik- Lebensfreude aus. Sie verkörpern Großzügigkeit in der Gestaltung, wischen mit einem Augenzwinkern alle moralischen Bedenken beiseite und schmeicheln in Material und/oder Ausführung dem Auge des Betrachters.

Komplettiert wird die Ausstellung durch meine Fotografien.
Zu diesen wird Georg Knobloch vom Forum für Zeitgenössische Fotokunst einige Worte sagen.

Harmonisch zusammengeführt werden die drei unterschiedlichen künstlerischen Positionen im lichtdurchfluteten Raum nebenan. In Harmonie bewegen sich alle Arbeiten miteinander und aufeinander zu. Sie sind eben Kontrapunkte.

Eine Besonderheit möchte ich abschließend nicht unerwähnt lassen.
Die hier gezeigten Arbeiten legen Zeugnis davon ab, wie künstlerische Arbeit in der Zeit von 2020 vom Anfang der Coronazeit bis jetzt möglich und nötig war. Wie wichtig die künstlerische Auseinandersetzung in vielfacher Weise als Lebenserhalt war und teilweise auch dazu diente und welche Art der Umsetzung dafür gefunden wurde.

Jetzt wünsche ich aber erst einmal Euch und Ihnen viel Vergnügen bei der Betrachtung und Entdeckung unserer „Kontrapunkte“.

Solvig Frey
12.Mai 2023